Dating-Betrug ist sowohl offline als auch online weitverbreitet. In den meisten Fällen geht es den Tätern, die ihren ahnungslosen Opfern Dating-Interesse oder Liebe vorgaukeln, um die Erschwindelung größerer Geldsummen. Da während der Pandemie mehr Menschen als sonst unter Isolation und Einsamkeit leiden und das Internet als Kommunikationsmittel weiter an Bedeutung gewinnt, ist es zu einer Zunahme von Online-Dating-Betrug gekommen.
Viele Opfer waren vor den Betrugsfällen davon überzeugt, dass ihnen Derartiges niemals passieren könnte. Sie waren überrascht, wie überzeugend Kriminelle in Herzensangelegenheiten sind. In einem früheren Artikel haben wir erläutert, wie man Dating-Betrug erkennt und vermeidet. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen aktuelle Statistiken und neueste Fakten zu diesem Thema vor.
1. Liebesbetrug im Internet: 1,3 Milliarden Dollar Schaden in den USA im Jahr 2022
Daten der Federal Trade Commission (FTC) zufolge gehören sogenannte „Romance Scams“ zu den profitabelsten Verbrechen in den USA. In den Jahren 2021 und 2022 wurden die Opfer dieser Betrugsmasche um insgesamt 1,3 Millionen Dollar geprellt. Gegenüber 2020 bedeutet dies einen beachtlichen Anstieg von 78 Prozent.
2. Kanada: „Love Scams“ kosten Opfer 2021 mehr als 50 Millionen Dollar
Von der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) wurden für 2021 fast 1.249 Beschwerden wegen Liebesbetrug gemeldet – ein Anstieg um 25 % in nur zwei Jahren. Dazu zählten Berichte von 925 Opfern, die um insgesamt 50 Millionen Dollar gebracht wurden, also durchschnittlich 54.000 Dollar pro Opfer.
Allerdings wurde vermutlich nur ein Bruchteil der Betroffenen erfasst. Laut RCMP ist es vielen Opfern zu peinlich oder sie schämen sich, Anzeige zu erstatten.
3. In Australien entstanden 2022 568 Millionen Dollar Schaden durch Betrugsdelikte
2022 wurden in Australien insgesamt 568 Millionen Dollar durch Betrug erschwindelt. Ein beträchtlicher Teil davon (40,6 Millionen Dollar) entfiel auf sogenannte „Romance Scams“, mit fast 3.700 Opfern allein in diesem Jahr. Anlagebetrug verursachte allerdings höhere Verluste (377 Millionen Dollar) und mehr Opfer (9.361).
4. Soziale Medien weiterhin ein wichtiger Angriffspunkt
Der australischen Organisation Scamwatch zufolge beginnt die Kontaktaufnahme zwar meist per E-Mail, Telefon oder Textnachricht, doch über 13.000 Opfer wurden zunächst über soziale Medien kontaktiert. Diese Aussage wurde auch von der FTC bekräftigt, die feststellte, dass im Jahr 2022 162.863 Amerikaner auf diese Weise kontaktiert wurden.
Die Statistiken aus dem Jahr 2022 zeigen auch, dass Personen im Alter von über 65 Jahren in der Regel die größten finanziellen Verluste durch Liebesbetrügereien erleiden. Von ihnen stammt auch die Mehrzahl der Meldungen: 49.000 Personen aus dieser Gruppe gaben an, 2022 Opfer von Betrug geworden zu sein.
5. Betrüger wenden sich mehr und mehr Apps wie Google Hangouts zu
Eine von Scamwatch gemachte Beobachtung ist, dass Dating-Betrüger zunehmend Apps wie Google Hangouts für ihre Zwecke verwenden. Andere nutzen Online-Spiele wie Words with Friends oder Scrabble. Ein wesentlicher Grund für dieses Vorgehen scheint zu sein, auch Personen erreichen zu wollen, die eigentlich keine romantische Beziehung im Sinn haben. Delia Rickard, die stellvertretende Vorsitzende der ACCC, gibt an, dass ihre Einrichtung eine Zunahme von Berichten von Menschen verzeichnet, die in Dating-Betrug verwickelt wurden, obwohl sie ursprünglich keine Beziehung gesucht hatten.
640.973 AUD wurden durch 142 Betrügereien bei Google Hangouts und 598.075 AUD durch 38 Betrügereien bei Words with Friends verloren.
6. Die beliebtesten Zahlungsmittel sind Banküberweisungen und Geschenkkarten
Nach Angaben der FTC schickten die meisten Opfer den Schwindlern Geschenkkarten. Am meisten verloren jedoch diejenigen, die den Betrügern Kryptowährungen schickten oder direkt Geld überwiesen.
7. Die Geschichten ähneln sich
Nach Auswertung der Daten zu mehr als 8.000 Fällen von Liebesschwindel wurden die Geschichten von der FTC in acht Gruppen unterteilt. Im Wesentlichen bedienen sich die Betrüger einer dieser Geschichten, um ihre Opfer zu veranlassen, ihnen Geld zu schicken oder eine Beziehung aufzubauen.
2022 lautete die häufigste Lüge, dass der Schwindler oder eine ihm nahestehende Person krank, verletzt oder im Gefängnis sei (knapp ein Viertel der Fälle). Die nächsten Maschen waren „Ich bringe dir bei, wie man investiert“, „Ich bin Soldat und in einem fernen Land stationiert“ und „Ich brauche Hilfe bei einer wichtigen Lieferung“ (jeweils 18 Prozent).
8. US-Senioren verloren 2019 etwa 84 Millionen USD durch Dating-Betrug
In einem Bericht der Bundeshandelskommission der USA ist angegeben, dass der größte Teil der Verluste durch Dating-Betrug bei über 60-Jährigen zustande kommt. Über 80 Millionen USD an Verlusten wurden von 60- bis 79-Jährigen und 3,3 Millionen USD von über 80-Jährigen gemeldet. Im Jahr 2020 erlitten über 70-Jährige mit durchschnittlich 9.475 USD pro Person die höchsten individuellen Verluste.
Allerdings war 2020 auch ein starker Anstieg an Opfern im Alter zwischen 20 und 29 Jahren zu verzeichnen. Diese Altersgruppe meldete im Vergleich zu 2019 doppelt so viele Fälle von Dating-Betrug.
2018 war der durchschnittliche individuelle Verlust durch Dating-Betrug 2.600 USD. Über 70-Jährige erlitten einen durchschnittlichen Verlust von 10.000 USD.
9. Es wird angenommen, dass 1 von 7 Dating-Profilen unecht ist
Im Rahmen einer Untersuchung über Dating-Betrug im Jahr 2018 sprach das Better Business Bureau (BBB) mit einem Dienst, der im Auftrag von Dating-Unternehmen Online-Profile überprüft. Wie BBB erfuhr, sind durchschnittlich etwa 500.000 der 3,5 Millionen Profile, die monatlich beobachtet werden, nicht echt. Ein Experte des Dienstes wies darauf hin, dass zu jedem Zeitpunkt etwa 25.000 derartige Betrüger online sein könnten.
10. Bis zu 30 Prozent der Opfer von Dating-Betrug werden zu Geldkurieren
Ein Bericht des Better Business Bureau (BBB) aus dem Jahr 2019 beschreibt, wie Opfer von Dating-Betrügern selbst zu Kriminellen werden, nämlich indem sie als Geldkuriere, auch „Money Mules“ genannt, fungieren. Money Mules überweisen im Auftrag von Betrügern Geld an andere Betrüger, die sich meistens im Ausland befinden. Laut BBB sind Money Mules oft ahnungslose Opfer von Dating-Betrug, die wegen ihrer Geldtransfer-Aktivitäten in rechtliche Schwierigkeiten geraten können.
Laut einer Schätzung von Terrill Caplan von Fraud Aid, einer Organisation, die sich für Betrugsopfer einsetzt, wurden 2018 etwa 20 bis 30 Prozent der Opfer von Dating-Betrug als Geldkuriere missbraucht.
2020 wies das FBI darauf hin, dass die Pandemie dazu geführt hat, dass immer mehr Menschen Opfer von Dating-Betrug werden und sich zu Geldkurier-Aktivitäten verleiten lassen.
Titelseite des Berichts des Better Business Bureau (BBB)
Das FBI warnt außerdem davor, dass Opfer von Dating-Betrug unwissentlich zu Drogenkurieren werden können. Es gab diesbezüglich bereits viele Verhaftungen, sowohl im In- als auch im Ausland.
11. Frauen mittleren Alters werden häufiger Opfer von Dating-Betrug
Eine Studie einer italienischen Forschergruppe aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass 63 Prozent der Social-Media-Nutzenden mindestens einmal Opfer eines Dating-Betrugs geworden sind, im Vergleich zu 3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Studie gibt außerdem die wahrscheinlichsten Merkmale der Opfer an:
- weibliches Geschlecht
- mittleres Alter
- höherer Grad an Neurotizismus
- Tendenz zu romantischen Idealisierungen von affektiven Beziehungen
- starkes Bedürfnis nach Abwechslung, Erlebnissen und Abenteuer
- Impulsivität
- Suchtanfälligkeit
12. Im Vereinigten Königreich verursachten „Romance Scams“ 2021 Verluste in Höhe von über 91 Millionen Pfund
Nach Angaben der britischen Bausparkasse Nationwide wurden Geschädigte im Vereinigten Königreich 2022 durch Liebesschwindler um 91,4 Millionen Pfund erleichtert (durchschnittlich 11.796 Pfund pro Person). Das sind 4.720 Pfund mehr als im Jahr zuvor – ein Anstieg um 149 Prozent.
13. Männer und Frauen fallen fast gleichermaßen auf Liebesbetrug herein
Es ist schwierig, genau zu sagen, ob eher Männer oder Frauen auf Liebesschwindel hereinfallen. Schließlich kann dies je nach Ort, Alter und weiteren Faktoren durchaus unterschiedlich sein. Zudem sind die Daten ungenau, da die Opfer oft ihr Geschlecht nicht angeben.
Scamwatch fand jedoch heraus, dass im Jahr 2022 50,3 Prozent der Opfer Frauen waren und 47,2 Prozent Männer. 2,4 Prozent der Befragten machten keine Angaben zu ihrem Geschlecht. Ähnliche Zahlen wurden von Action Fraud UK vermeldet: 50 Prozent der Opfer gaben an, weiblich zu sein (allerdings machten 11 Prozent der Befragten keine Angaben zum Geschlecht, sodass diese Zahl durchaus höher sein könnte).
14. Einsamkeit am Valentinstag macht 52 Prozent der Menschen anfälliger für Betrug
Eine britische Studie von ESET aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten am oder um den Valentinstag anfälliger für Catfishing ist und dass dies in Einsamkeitsgefühlen begründet liegt. Catfishing ist eine Täuschung, bei der eine Person in einem sozialen Netzwerk eine gefälschte Online-Identität erstellt und sich zielgerichtet ein bestimmtes Opfer aussucht. 13 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Nutzung von Dating-Sites oder -Apps sie anfälliger für Cyberkriminalität macht.
15. Viele Opfer trauern mehr um den Verlust der Beziehung als um den finanziellen Verlust
In einer Studie aus dem Jahr 2015 wurden die psychologischen Auswirkungen von Betrügereien beim Online-Dating untersucht. Dabei fand man heraus, dass die meisten Opfer den Verlust der Beziehung als schlimmer empfinden als den finanziellen Verlust. Zudem ergab die Studie, dass einige Opfer die ganze Sache verleugnen, um damit fertig zu werden, was sie anfällig für weitere Betrügereien macht.
Diese Erkenntnis wurde durch einen Artikel aus dem Jahr 2022 erneut bestätigt, in dem festgestellt wurde, dass manche Opfer versuchen, die wahre Person auf den vom Betrüger verwendeten Fotos ausfindig zu machen oder den Betrug selbst bei eindeutigen Beweisen zu leugnen. Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch, nicht zuletzt deshalb, weil es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie in Zukunft erneut betrogen werden
16. Betrüger nutzen oft ein Netz aus Online-Konten
Dating-Betrug wird immer ausgefeilter und Betrüger erstellen oft ein Netz aus Online-Konten, das ihnen hilft, ihre unwahren Geschichten zu untermauern. Beispielsweise richten sie zusätzlich zu einem Online-Dating-Profil auch Konten bei LinkedIn, Facebook, einer Bank und anderen Websites ein, um ihre Identität zu „beweisen“.
17. Dating-Betrüger agieren oft in Gruppen
Viele Betrüger erstellen nicht nur unechte Konten, sondern arbeiten auch mit anderen im Team zusammen. Diese anderen Teammitglieder geben sich beispielsweise als Geschäftspartner, Anwälte, Familienangehörige, Freunde oder Bekannte aus, was dazu dient, die Glaubwürdigkeit des Betrügers zu stärken. Derartige Teams sind wie eine Gruppe von Schauspielern, die eine Vorstellung geben.
18. Bei 27 Prozent der Nutzenden von Online-Dating-Diensten fand Catfishing statt
Eine britische Studie hat ergeben, dass mehr als ein Viertel der befragten Nutzenden von Online-Dating-Sites in den letzten 12 Monaten Catfishing ausgesetzt war. Darüber hinaus gaben 21 Prozent an, dass sie von einer Person, die sie online kennengelernt hatten, um Geld gebeten wurden oder dass sie einer solchen Person Geld gegeben haben.
19. Immer mehr Menschen finden Liebe online
Einer der Gründe für den Erfolg von Dating-Betrug ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen online nach Liebe suchen. Viele finden auf diese Weise auch tatsächlich Liebe. 2019 trafen sich in den USA 39 Prozent der heterosexuellen Paare online. Im Vereinigten Königreich beginnt etwa jede 3. Liebesbeziehung im Internet. Die Dating-Website eharmony hat prognostiziert, dass bis 2031 mehr als die Hälfte der Beziehungen online beginnen wird.
20. Ein deutscher Mann wurde durch Catfishing um 100.000 EUR betrogen
Ein 26-jähriger Mann aus der Nähe von Augsburg verlor eine beträchtliche Geldsumme, nachdem er eine Frau über eine Online-Dating-App kennengelernt hatte. Die Frau hatte ihn aufgefordert, in Kryptowährungen zu investieren, in einer Zeit, als dies günstig schien. Er investierte immer mehr von seinen Ersparnissen und bemerkte erst, dass er betrogen worden war, als er seine Geliebte bat, ihm Geld auszuzahlen. (Quelle: Financial District)
Häufige Arten von Online-Dating-Betrug in Deutschland
Die häufigsten Arten von Online-Dating-Betrug in Deutschland sind Geldüberweisungen, Identitätsdiebstahl und Anlagebetrug.
- Geldüberweisungen. Hierbei wird in der Regel eine größere Geldsumme von einer Person an eine andere überwiesen, um Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen. Die Waren werden jedoch nie geliefert und die Dienstleistungen nie ausgeführt.
- Identitätsdiebstahl. Bei dieser Form des Betruges werden Informationen wie Kreditkartennummern oder Sozialversicherungsnummern gestohlen, um Zugang zu Bankkonten oder anderem finanziellem Vermögen zu erhalten.
- Anlagebetrug: Hierbei wird eine Anlagemöglichkeit mit geringem Risiko und hohen Renditen offeriert, die sich später als betrügerisch herausstellt.
In anderen Fällen findet Betrug statt, indem gefälschte Dokumente wie Visa oder Pässe gegen Geld angeboten werden. Darüber hinaus können Sexualstraftäter und andere Gewaltverbrecher versuchen, über Dating-Sites Beziehungen zu ahnungslosen Singles aufzubauen. Diese Personen stellen ein erhebliches Risiko dar.
Um sich vor den Risiken des Online-Datings zu schützen, sollten Sie im Umgang mit Fremden Vorsicht walten lassen. Geben Sie keine persönlichen Informationen wie Ihre Adresse oder Bankdaten heraus. Es ist außerdem ratsam, Dating-Profil-Übereinstimmungen gründlich zu recherchieren, bevor Sie sich bereiterklären, die Person zu treffen. Wenn eine Übereinstimmung zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist sie wahrscheinlich auch nicht wahr und die Person sollte besser gemieden werden.
Indem Sie diese Ratschläge befolgen und vorsichtig und wachsam sind, können Sie die Wahrscheinlichkeit, beim Online-Dating betrogen zu werden, erheblich verringern.